Kirche Oberfischbach
Denkmal des Monats - Mai 2012
Die Regionalgruppe Südliches Westfalen der "Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW" wählte die evangelische Johannes-Kirche in Oberfischbach zum Denkmal des Monats im Mai 2012.
Aus diesem Anlass findet am So 13.05.2012 ein Kirchenfest statt, mit Familiengottesdienst um 10:00 Uhr, anschließend Kirchenführungen mit Kirchturmbesteigung, Kinderpogramm für kleine Gäste, Kirchenquiz mit tollen Preisen für die Gewinner. Für das leibliche Wohl wird mit Bratwurst, Suppe, Kaffee und Kuchen gesorgt. Zum Abschluss findet um 15.30 Uhr ein Orgelkonzert mit Kirchenmusikdirektor Ulrich Stötzel aus Siegen statt. - Der Eintritt ist frei.
Hier geht es zum Film vom WDR, gesendet in der Lokalzeit Südwestfalen am 30.05.2012!
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Der Ort Oberfischbach wurde erstmalig 1342 urkundlich erwähnt und ist heute ein Ortsteil der Stadt Freudenberg.
Zu Anfang war die Kirchengemeinde Oberfischbach eine "Filiale" von Siegen. Wenn die Gemeindeglieder dort einen Gottesdienst besuchen wollten, mussten sie die ca. 12 km zu Fuß gehen. Auch Trauungen und Taufen fanden nur dort statt. In Siegen wird die erste Kirche 913 urkundlich erwähnt.
In Oberfischbach wurde die erste Kapelle vermutlich um das Jahr 1150 an der Stelle der jetzigen Kirche erbaut und Johannes dem Täufer geweiht. Fundamente von dieser Kapelle wurden bei der Renovierung der jetzigen Kirche im Jahr 1952 gefunden. Danach war der Grundriss nur ca. halb so groß wie der der heutigen Kirche. Schon um das Jahr 1630 beschwerte sich der damalige katholische Pfarrer Molitor über den schlechten Zustand der Kirche. Im Jahr 1790 war die Kirche mittlerweile so baufällig, dass man sie nur noch unter Gefahr für Leib und Leben betreten konnte. So blieb dem Presbyterium und seinem Pfarrer Hermann Achenbach nichts anderes übrig, als trotz der großen Armut der Gemeinde, einen Neubau zu beschließen. Im Winter des Jahres 1792/93 wurde der Abbruch der Kapelle vollzogen. Selbst die Grundmauern konnten nicht mehr verwendet werden. Die Gottesdienste fanden während der Bauzeit in den Schulen der vier großen Dörfer statt.
Der Bauinspektor Johann Friedrich Skell aus Dillenburg, der in den Diensten des Grafen Wilhelm V. von Nassau-Oranien stand, wurde beauftragt, die neue Kirche zu entwerfen, den Riss anzufertigen und die Oberaufsicht beim Bau zu übernehmen. Die örtliche Aufsicht wurde ausgeführt von dem Schullehrer Johann Friedrich Kray und dem Presbyter Johann Jakob Bender. Die Baukosten betrugen 4371 Reichsthaler, 29 Albus und 4 1/2 Pfennige. Diese Summe aufzubringen war für die Kirchengemeinde unmöglich. Trotz vieler Eigenleistungen und großer Opfer war man auf fremde Hilfe angewiesen. So bat man um einen Anteil aus dem Erlös der fürstlichen Lotterie, welcher auch mit 444 Thalern gewährt wurde. Eine Hauskollekte wurde genehmigt und durchgeführt. Johann Georg Fischbach aus Niederndorf wurde beauftragt diese im ganzen Siegerland, einschließlich aller katholischen Orte ( d.h. dem ehemaligen Fürstentum Nassau-Siegen) zu erheben. Das Ergebnis betrug 578 Thaler. Das Kollektenbüchlein mit allen Eintragungen ist noch vorhanden. Dazu kamen Einnahmen von "gnädigst bewilligten Hüttentagen" von der Tiefenbacher und Marienborner Hüttengewerkschaft mit 333 Thalern. Durch den Verkauf von Mahlbäumen (Grenzeichen) wurden 1000 Thaler und durch Verkauf von Eisen und Baumaterial von der alten Kapelle 400 Thaler erzielt. Daneben gab es viele kleinere und größere Spenden aus den Kirchspielsgemeinden. Im Einzelnen ist dies alles detaillierter nachzulesen in der Festschrift „200 Jahre Johanneskirche Oberfischbach". Die letzten Schulden konnten erst am 10. Oktober 1801 beglichen werden.
Im Sommer 1793 wurde vermutlich der Grundstein gelegt und bis zum Herbst 1794 war der Rohbau errichtet. Im Jahr 1795 wurden die Innenarbeiten soweit vollendet, so dass die Kirche am 8. März 1796 einweiht werden konnte. Die Kirche ist ein einschiffiger Saalbau mit 3/6 Schluss und drei Emporen. Die Apsis an der Ostseite ist so gestaltet, dass Abendmahlstisch, Kanzel und Orgel übereinander angeordnet sind. Die Fenster und die Andeutungen neben der Kanzel sind rundbogig, die Eingänge flachbogig. Die Kirche hat eine Holzdecke und Dachreiter. Sie bietet Platz für ca. 300 Besucher. Die letzte Innenrenovierung fand in den Jahren 1992/93 statt. Dabei wurde darauf geachtet, dass man den Originalfarbtönen des ersten Anstrichs sehr nahe kam. Die Beleuchtung der Kirche wurde neu installiert und ein Kronleuchter aufgehängt. Die letzte Außenrenovierung fand im Jahr 2002 statt.
Die Roetzelorgel
Die Orgel der Johanneskirche in Oberfischbach ist die einzige historische Schleifladenorgel im Siegerland. Der Orgelprospekt zeigt eine durch vier Säulen gegliederte Fassade mit 29 Prospektpfeifen, bedeckt mit einem Dreiecksgiebel, der ein übergroßes strahlendes Auge umschließt. Das Dreieck könnte bedeuten, von Roetzel selbst „nach einem reinen corinthischen Style" entworfen, dass es bei der Botschaft, die hier verkündigt wird, um Leib, Seele und Geist geht und das alles unter den Augen Gottes. Wie es in 1. Mose 22,14 heißt: „Der Herr sieht".
Die Glocken
Wann die ersten Glocken in den Turm der Kirche hochgezogen wurden, ist in keiner Chronik vermerkt. Die Unterlagen sind wahrscheinlich im 30-jährigen Krieg verloren gegangen. Pastor Kind schrieb in seiner Chronik von 1826:"Im Jahre 1755 wurden die alten, sehr unförmlichen und schlechten Glocken in der hiesigen Kirche in eine schönere und bessere Gestalt umgeformt". Unter großen Opfern der Gemeinde hatte man zwei Bronzeglocken angeschafft, von denen jedoch die kleinere 1917 für Kriegszwecke beschlagnahmt wurde. 1921 wurde die große Bronzeglocke gegen zwei Stahlglocken eingetauscht.
Ungefähr 40 Jahre später beschloss das Presbyterium ein besseres Geläut anzuschaffen. Am 5. August 1963 wurden drei neue Glocken unter großer Anteilnahme der Gemeinde in Dienst gestellt. Die wichtigste Aufgabe der Glocken ist es, die Menschen von allen Seiten, aus allen Dörfern, zum Gottesdienst zu rufen. Daher läuten sie vor jedem Gottesdienst an Sonn- und Feiertagen sowie zu gottesdienstähnlichen Gemeindeversammlungen, wie Passionsandacht, Trauungen, Goldenen Hochzeiten aber auch bei Beerdigungen in Oberfischbach, zum Jahresanfang und beim Abendläuten zum Sonnabend.
Die Turmuhr
Die ersten Aufzeichnungen über eine Turmuhr stammen aus dem Jahre 1778. Der Pfarrer Constantin Reiher ließ in diesem Jahr von dem Uhrmacher Joh. Georg Spies in Siegen eine neue Turmuhr anfertigen. Die heutige Uhr wurde im Jahr 1902 von der Firma F. Weule, Turmuhrenfabrik, Bockenem a. Harz geliefert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verrichtet sie bereits seit über 100 Jahren ihren Dienst und das als vollkommen mechanische Konstruktion. Das Ziffernblatt außen am Kirchturm ist 1,75 m im Quadrat. Die Uhr muss mindestens einmal in der Woche vom Küster mit einer Kurbel aufgezogen werden.
Die alte Handschrift
1956 wurde das älteste je im Siegerland gefundene Schriftstück entdeckt. Es ist wahrscheinlich, dass das Evangelium vom oberen Lahntal her Eingang ins Siegerland gefunden hat. Eine Entdeckung neuerer Zeit könnte dies erhärten. Bei der Sichtung des Pfarrarchivs machte der Archivar Dr. Köchling eine erstaunliche Entdeckung. Da fand sich ein altes Büchlein, in dem aufgeschrieben war, „Was der Pastor bekommt". Es stellte durch Jahrhunderte hindurch die Existenzgrundlage für den Pfarrer dar. Dieses Büchlein war so wichtig, dass es gut versteckt, Krieg, Raub und Brände überstanden hat. Es stellte sich heraus, dass der altersbraune Umschlag aus beschriebenem Pergament bestand. Dieses in karolingischer Schrift beschriebene Blatt, das älteste Schriftstück, das je im Siegerland gefunden wurde, enthielt ein Stück aus dem Galaterkommentar des Gelehrten Abtes von Fulda Rhabanus Maurus (gestorben 856). Wie mag ein solches Dokument nach Oberfischbach gelangt sein? Hier öffnet sich für die Phantasie ein weites Feld. Aber mit Sicherheit deutet es darauf hin, dass das Siegerland von Hessen her durch die Tätigkeit des Bonifatius und seine Nachfolger missioniert wurde.
Quellenangabe:
H.J. Busch, Die Orgeln des Kreises Siegen
200 Jahre Johanneskirche
Kirchenarchiv Oberfischbach
Günter Runkel
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter: www.oberfischbach.kirchenkreis-siegen.de und www.oberfischbach.info
Durch Oberfischbach führt auch der Jakobsweg (Pilgerweg zum Grab des Apostels Jakobus im spanischen Santiago de Compostela). Eine Etappe führt von Siegen u.a. über Oberfischbach nach Crottorf. - Den Stempel für Oberfischbach erhalten Sie zu den Öffnungszeiten im Pfarrbüro.
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Quelle: Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in NRW